Wie weit ist der Rollout der SmartMeter (Teil II)?
12. Dezember 2024

Wie weit ist der Rollout der SmartMeter (Teil II)?

In der vergangenen Woche haben wir über Preisbeispiele und die geplante Gesetzesänderung berichtet, die den Rollout der SmartMeter betreffen. Doch wie weit sind eigentlich die modernen Zähler schon in der Praxis angekommen? Und wie läuft nach heutigem Stand der kommende Rollout? Diese Fragen möchte ich heute beantworten.

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Über den Umsetzungsstand nicht nur der SmartMeter, sondern insgesamt über die Digitalisierung der Energiewende berichtet das zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das ist sogar eine Berichtspflicht, diese wurde im §48 des Meßstellenbetriebsgesetzes festgelegt.

Der aktuelle Bericht wurde im Juli 2024 veröffentlicht und ist hier als pdf abrufbar. Im Bericht wird auf die vielen Vorteile der Digitalisierung eingegangen, jedoch auch angemerkt, dass der hohe Nutzen der Digitalisierung „für die Systemstabilität und die Volkswirtschaft zügig und vollständig zu realisieren“ ist. Sprich: Der Rollout läuft schon, aber die Vorteile können noch nicht genutzt werden. Das wird gerade bei den Haushalten klar, die schon mit SmartMeter ausgestattet sind und deren Geräte aber derzeit noch nicht in der Lage sind, zum Beispiel eine Wallbox anzusteuern.

Der Rollout läuft 2025 richtig an

Ab dem kommenden Jahr läuft der Rollout nun richtig an (Bild 3), ab dann gelten scharfe Umrüstungsziele, die in Prozentangaben jeweils zum Jahresende von den Meßstellenbetreibern erreicht werden müssen. Dabei werden unterschiedliche Stromverbraucher und -erzeuger in verschiedenen Ausbaustufen behandelt:

In den Pflicht-Rollout ab 1.1.2025 fallen Erzeugungsanlagen wie PV-Anlagen mit Leistungen ab 7 kWp, steuerbare Verbrauchern nach §14a EnWG (das sind z.B. Batteriespeicher, Wärmepumpen und Wallboxen) und allgemein alle Stromverbraucher mit Jahresverbräuchen über 6.000 kWh.

Zwischenzeitlich war vorgesehen, die Stromverbraucher zwischen 6.000 und 10.000 kWh hier wieder auszunehmen, aber das ist derzeit wieder vom Tisch. Für diese ganze Anwendungsgruppe sollen bis Ende 2025 20% der Meßstellen mit SmartMetern ausgestattet sein.

Ab 1.1.2025 ändert sich ein weiteres Detail: Neben dem Pflicht-Rollout gibt es aktuell auch schon den optionalen Rollout, bei dem moderne Zähler vom Meßstellenbetreiber eingebaut werden können. Im kommenden Jahr darf nun auch ein Kunde den Einbau fordern, wenn er sich davon einen Nutzen verspricht, er muss nicht noch Jahre warten, bis sein Stromzähler im Pflichtrollout an der Reihe ist. Solch ein Einbauwunsch kann beispielsweise auftreten, wenn ein Nutzer mit PV und Wallbox ab Januar einen dynamischen Stromtarif nutzen möchte und sein Elektroauto dann zu Tageszeiten von günstigem Strom laden möchte. Dafür ist ein SmartMeter zwingende Voraussetzung.
Bei einem solchen Einbauwunsch besteht ab 1.1.2025 zumindest auf dem Papier ein Anspruch auf Einbau, ein Aufpreis wird hier fällig. Ob diesem Anspruch alle Netzbetreiber innerhalb der geforderten Einbaufrist von spätestens 4 Monaten nach Bestellung nachkommen können, wird die Praxis zeigen müssen.

Eine weitere Nutzung in Zusammenhang mit einer PV-Anlage ist das neue Modell der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung: Die Umsetzung dieser Art der Stromweitergabe an Mieter erfordert auch zwingend den Einsatz moderner Meßtechnik, die Verbräuche (und die Erzeugung der PV-Anlage) viertelstündlich erfassen kann.

Geplanter zeitliche Ablauf des SmartMeter-Rollouts (Stand: Mai 2023) [Bild: BMWK]

Umsetzungsstand bei den Netzbetreibern

Doch wie weit sind die modernen Zähler eigentlich schon in der Praxis angekommen? Dazu gibt die Bundesnetzagentur Auskunft, die die Umsetzungsdaten der Meßstellenbetreiber sammelt und auswertet. In Ihrer Statistik von Ende Juni wurden die folgenden Zahlen präsentiert: Gesamtzahl der Stromzähler in Deutschland sind 49,7 Mio. Stück, davon sind schon 22,3 Mio. Zähler moderne Meßeinrichtungen, also digitale Zähler ohne Datenauslesung. Weitere 1,7 Mio. Zähler sind moderne Meßsysteme, die keine Zertifizierung haben, aber weiter genutzt werden dürfen und nur 724.000 Meßsysteme sind schon echte SmartMeter. Der Anteil auf die Gesamtzahl bezogen liegt dabei gerade einmal bei knapp 1,5 Prozent.

Betrachtet man die Fälle des Pflicht-Rollouts, die bis Ende 2025 die Quote von 20% erreichen sollen, so ist dort schon fast die Hälfte geschafft, 9,25% waren zu Juni 2024 schon erreicht. Das bezieht sich jedoch auf alle Meßstellenbetreiber, bei den einzelnen Betreibern können die Zahlen ganz unterschiedlich aussehen.

Einige Betreiber kommunizieren stolz die bereits erreichten Umsetzungen, darunter z.B. die Mitnetz, die nach eigenen Angaben bereits 50.000 SmartMeter umgesetzt hat. Auch die Westnetz meldet bereits über 20% Umsetzungsquote. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht quartalsweise die gemeldeten Quoten – ja, zumindest für einen kleinen Kreis der Betreiber, die der Veröffentlichung zugestimmt haben.
Transparenz sieht anders aus: Nur 20% haben der Veröffentlichung dieser Daten zugestimmt, 80% der Betreiber machen hier ein öffentliches Geheimnis daraus.
Hier könnte eventuell mal eine politische Nachfrage beim lokalen Meßstellenbetreiber (oft ja der Netzbetreiber) helfen, ich habe schon mal bei meinem Netzbetreiber interessiert nachgefragt. Immerhin 58 Betreiber in der langen Liste sind so ehrlich, ihren bisherigen Umsetzungsstand von 0% offen zuzugeben.

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